Helge Timmerberg: Die rote Olivetti

Helge Timmerberg: Die rote Olivetti

Der Titel ist schön. Der Untertitel ist Scheiße. „Mein ziemlich wildes Leben zwischen Bielefeld, Havanna und dem Himalaya“? Echt? Und auch das Foto, mit Kippe im Mund, hat er sicher mit dem Verlag diskutieren müssen. Auf einem seiner älteren Bücher sitzt er im Unterhemd, auch mit Kippe. „Wer soll denn das Buch kaufen, Helge?“, dürften die gefragt haben. Ich hab mich nicht abschrecken lassen. Denn wie und was Timmerberg erzählt – einstiger Tempo, Twen, Stern, Playboy und Bunte Autor – von Reisen und der Medienwelt, von seinen Fickfreundinnen und Kollegen und überhaupt sein Ich-habs-einfach-drauf-Gemache, das ist oft lustig, unterhaltsam und, ja, meist auch einfach gut geschrieben.

Keine Autobiografie ist das, eher ein Ultra-Langtext „Wie ich der Journalist/Reiseautor/Frauentyp wurde, der ich bin“. Es ist auch ein Buch über – obwohl gerade erst 20 Jahre her – eine untergegangene Epoche: Die Bedingungen und Stimmungen der Medienwelt West-Deutschlands der 80er und 90er. Verrückte Verleger mit scheinbar endlos Geld. Karrieren die aus dem Suff und Kiff heraus wachsen – Talent ein bisschen, Ehrgeiz ein bisschen, Ausdauer sehr viel und gesunder Eigensinn. Hinten raus schwelgt er mir ein bisschen zu sehr in Erinnerungen an die kubanischen Frauen – alle – und einige ganz besonders.
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Haruki Murakami: Von Beruf Schriftsteller

Haruki Murakami: Von Beruf Schriftsteller

Dumont, 240 Seiten

Dieses Buch ist die Selbstauskunft eines Autors, der ansonsten kaum öffentlich auftritt und sich selbst einem rigiden System aus Schreiben und Laufen unterworfen hat. Schon Murakamis Buch „Wovon ich spreche, wenn ich vom Laufen spreche“ (Titel eine Anlehnung an ein Buch des von Murakami hochverehrten Raymond Carver), erzählte er vom Aufstehen um 5 Uhr morgens, dann Schreiben, dann Sport und der Rest des Tages mit dies und jenem verbringen und früh ins Bett. Anders will er nicht leben, anders kann er nicht schreiben. Aber warum schreibt er, was findet er schreibenswert, wie findet er seine Ideen, was hält er von anderen Autoren und wer sollte überhaupt Schriftsteller werden? Davon erfährt man ein wenig, aber nicht so viel, wie mancher vielleicht erwarten mag. Es ist ein Buch für Schreibende und Hardcore Fans. Mehr lesen

Wiliam Finnegan: Barbarian Days – A Surfing Life

Wiliam Finnegan: Barbarian Days – A Surfing Life

Corsair, 499 Seiten

Finnegan kenne ich als Autor des New Yorker. Dort berichtet er vor allem überinnenpolitische und gesellschaftliche Themen aus den USA und macht spannende lange Texte zu Krisenregionen. Dass 1992 vielleicht den besten Text übers Surfen geschrieben hat und dabei einen Freund portraitierte, von dem sogar ich, einige 1000 Kilometer weiter und bisher einmal in meinem Leben auf dem Brett gestanden, gehört hatte, wurde mir erst mit der Lektüre dieser Pulitzer geehrten Biografie klar: „Playing Doc’s Games.“ hieß der Artikel damals. Er dreht sich um Dr. Mark Renneker, einen Surfmaniac und Arzt in San Francisco. Und der kommt auch im letzten Teil dieses grandiosen Buchs über einen „Weg“ (nicht einen „Sport“) vor: Wellenreiten, Surfen, Big Waves.

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