Helge Timmerberg: Die rote Olivetti

Helge Timmerberg: Die rote Olivetti

Der Titel ist schön. Der Untertitel ist Scheiße. „Mein ziemlich wildes Leben zwischen Bielefeld, Havanna und dem Himalaya“? Echt? Und auch das Foto, mit Kippe im Mund, hat er sicher mit dem Verlag diskutieren müssen. Auf einem seiner älteren Bücher sitzt er im Unterhemd, auch mit Kippe. „Wer soll denn das Buch kaufen, Helge?“, dürften die gefragt haben. Ich hab mich nicht abschrecken lassen. Denn wie und was Timmerberg erzählt – einstiger Tempo, Twen, Stern, Playboy und Bunte Autor – von Reisen und der Medienwelt, von seinen Fickfreundinnen und Kollegen und überhaupt sein Ich-habs-einfach-drauf-Gemache, das ist oft lustig, unterhaltsam und, ja, meist auch einfach gut geschrieben.

Keine Autobiografie ist das, eher ein Ultra-Langtext „Wie ich der Journalist/Reiseautor/Frauentyp wurde, der ich bin“. Es ist auch ein Buch über – obwohl gerade erst 20 Jahre her – eine untergegangene Epoche: Die Bedingungen und Stimmungen der Medienwelt West-Deutschlands der 80er und 90er. Verrückte Verleger mit scheinbar endlos Geld. Karrieren die aus dem Suff und Kiff heraus wachsen – Talent ein bisschen, Ehrgeiz ein bisschen, Ausdauer sehr viel und gesunder Eigensinn. Hinten raus schwelgt er mir ein bisschen zu sehr in Erinnerungen an die kubanischen Frauen – alle – und einige ganz besonders.
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