Jan Böhmermann: gefolgt von niemandem, dem du folgst

Jan Böhmermann: gefolgt von niemandem, dem du folgst

Twitter Tagebuch 2009-2020

Die Welt war eine andere. Klar. Auch die Twitterwelt war eine andere, als Jan Böhmermann zehn Jahre Twitterei in ein Buch band 2020. Vor Corona. Vor Invasion. Zwei Jahre später vom Jünger zum Skeptiker gewandelt, denkt er wegen Elon Musks Übernahme und dessen grotesken Gehabe als Chef des Dienstes über das Ende von Twitter oder jedenfalls sein Ende bei Twitter nach. Und ich lese, wie es mal für ihn war, begeistert 140 Zeichen zu lieben und Millionen Follower zu sammeln.

Ein Buch wie das Höhlengleichnis von Platon: Abbild der Wirklichkeit, der wir in Eigenleistung sehr viel (Text/Hintergrund/Zusammenhänge) hinzufügen müssen, um es als Etwas zu erkennen. Ein unterhaltsames Buch, das fast schon nostalgisch wirkt, weil bei allen Debatten und Shitstorms damals, die Debatten heute, nur zwei Jahre später, noch krasser, die Shitstorms noch seltsamer, die Cancelei noch schneller und die Aluhüte, AfD Pimmel und Pimmelisen noch zahlreicher geworden sind. 

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Wir Klimawandler (Under a white sky: The nature of the future) von Elisabeth Kolbert

Wir Klimawandler (Under a white sky: The nature of the future) von Elisabeth Kolbert

Der Titel Under a white sky: The nature of the future ist deutlich besser. Der Deutsche Titel ist aus Verkaufsgründen irreführend. Denn ums Klima geht es nur in einem der Kapitel dieses großartigen, erhellenden, unterhaltsamen Buchs. Ansonsten erzählt Kolbert davon, wie wir Menschen Dinge in oder mit der Natur tun, die (unbeabsichtigt) sie so sehr verändern, dass wir danach für unglaublich viel Geld Dinge tun müssen, um die Schäden zu reparieren oder zumindest zu begrenzen – wodurch wir nicht selten, noch mehr Schaden anrichten – ad infinitum.

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Stefan Klein: Wie wir die Welt verändern

Stefan Klein: Wie wir die Welt verändern

Eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes

Der Titel ist ein bisschen irreführend, weil es im Buch vor allem darum geht, wie die Welt UNS über viele 100 Millionen Jahre geprägt hat und sich plötzlich „der Mensch“ in der (erdhistorisch / evolutionär) extrem kurzen Zeit von 100.000 Jahren die Welt ganz neu erschließt, aber nicht groß verändert. Durch die Fähigkeit abstrakt zu denken, Symbole zu schaffen, zu planen, Werkzeuge zu schaffen, also vor allem dadurch, dass wir Ideen haben und sie in die Tat umsetzen haben wir sie verändert – in den letzten 500 von 4,6 Milliarden Jahren.

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