Stefan Klein: Wie wir die Welt verändern

Eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes

Der Titel ist ein bisschen irreführend, weil es im Buch vor allem darum geht, wie die Welt UNS über viele 100 Millionen Jahre geprägt hat und sich plötzlich „der Mensch“ in der (erdhistorisch / evolutionär) extrem kurzen Zeit von 100.000 Jahren die Welt ganz neu erschließt, aber nicht groß verändert. Durch die Fähigkeit abstrakt zu denken, Symbole zu schaffen, zu planen, Werkzeuge zu schaffen, also vor allem dadurch, dass wir Ideen haben und sie in die Tat umsetzen haben wir sie verändert – in den letzten 500 von 4,6 Milliarden Jahren.

„Das Areal 10, hinter der Stirn gelegen, sorgt u.a. dafür Sinneseindrücke mit Absichern zusammengeführt, Handlungen geplant und dazu passende Erinnerungen abgerufen werden“, schreibt Klein. Von dieser organischen Entwicklung, die die Herstellung von Steinwerkzeugen ermöglichte ist es bis zur Weltraumfahrt oder Moderner Kunst oder Philosophie nur ein kleiner Schritt gewesen. Heute sind wir Herrscher über alle anderen Tiere des Planeten und haben uns über die meisten planetaren Beschränkungen wie Kälte, Hitze, Hunger, Krankheiten, Ozeane und Berge oder eben die Schwerkraft hinweggesetzt.

Leider – das sollte nicht vergessen werden in der Erfolgsgeschichte des Menschen – gefährden wir infolge der Masse der Eingriffe nun unsere Grundlage des Lebens auf dem Planeten – Ressourcenverschwendung, Atomwaffen, Klimawandel, Artensterben. Das Denken der Menschen ist immer wieder in eine Sackgasse geraten, mitunter hielt sie einige 1000 Jahre an, schreibt Klein. Offenbar sind wir auch in so einer. Da hilft dieses entspannt kluge Buch, weil es zeigt, wie unfassbar weit und erfolgreich unser Weg war – aber manchmal auch ein paar 1000 Jahre mit 3 Werkzeugen und ohne einen nächsten Schritt nach vorn weitermachten. Mit Blick auf die Gegenwart haben wir noch immer nicht gelernt in Jahrhunderten zu planen und denken.

Unglaublich spannend, anschaulich und erhellend erzählt Klein von der Herkunft der Kreativität und den Erweiterung des menschlichen Möglichkeitsraums in den vergangen 50.000 Jahren. Wir unser Geist das Leben auf der Erde verändert, uns verändert. Er beschreibt fasziniert und faszinierend, wir trotz unserer unvollkommenen Wahrnehmung der Welt, unsere Erinnerungs- und Kommunikationstechniken, Sprache, Zeichen, Kunst, Schrift und Bücher, eine Vernetzung von Wissen ermöglichten, die erst langsam, extrem langsam und regional, dann aber immer schnellere Entwicklung zuließ. Bis zur Explosion des Wissens vor einigen hundert Jahren. Wir können offenbar alles wahr werden lassen, was sich denken lässt.

Alles begann mit ein paar Affen, die vor 3 Millionen Jahren aufhörten, Tiere wie alles anderen zu sein, weil sie in die Zukunft schauten.