Igort: Berichte aus Japan (Eine Reise ins Reich der Zeichen)

Igort: Berichte aus Japan (Eine Reise ins Reich der Zeichen)

Reprodukt, 2016, 182 Seiten

Und nochmals Japan und Biografie. Und Bilder, die Japan von sich und wir von ihm haben. Viele Bilder. Grandiose Bilder. Falsche Bilder. Der bekannte italienische Comic und Mangazeichner Igort erzählt mit diesem Buch, wie er zu einem der ersten europäischen Comic Autoren in Japan wurde. Und er erzählt sehr viel über dieses Land und seine Geschichte voller Geschichten und Zeichen und Eigenheiten und Traditionen in Kultur und Kunst und Design.

Igort fasst Fuß als Zeichner, ist sehr allein zunächst, aber zugleich willkommen. Er begegnet den großen der Branche, Miyazaki vom Studio Ghibli (Chihiros Reise, Mein Nachbar Totoro, Das Wandelnde Schloss, etc.) und dem in diesem Jahr verstorbenen Jiro Taniguchi (Vertraute Fremde, Gipfel der Götter, Der Spazierende Mann +30 weitere).

Er steigt ein in die Knechtschaft der Mangazeichner, die in Serie, Tag für Tag, Woche für Woche ihre Zeichnungen raushauen. Auch das very Japan-Style, die Disziplin, die Ordnung, die Regelmässigkeit des Tuns, notfalls ein ganzes Leben lang, um es zu etwas zu bringen. Nicht unbedingt zu Geld und Ruhm, aber zu Meisterschaft.

Und mittendrin erzählt er auch vom ästhetischen „Paradox“ Japans, vom Wabi Sabi, der Verehrung der Perfektion UND der Unvollkommenheit bei gleichzeitig erkennbarer Patina, Vergänglichkeit eines Dings – ob Keramik oder eine Zeichnung. Es geht um eine Wahrnehmung von Schönheit, die in Japan in Handwerk und Kunst Tradition haben: Perfektion anstreben, nie aufhören zu üben und mit der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit der Mühen leben – sie auch im Werk zeigen. Was eine Kunst.

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Wiliam Finnegan: Barbarian Days – A Surfing Life

Wiliam Finnegan: Barbarian Days – A Surfing Life

Corsair, 499 Seiten

Finnegan kenne ich als Autor des New Yorker. Dort berichtet er vor allem überinnenpolitische und gesellschaftliche Themen aus den USA und macht spannende lange Texte zu Krisenregionen. Dass 1992 vielleicht den besten Text übers Surfen geschrieben hat und dabei einen Freund portraitierte, von dem sogar ich, einige 1000 Kilometer weiter und bisher einmal in meinem Leben auf dem Brett gestanden, gehört hatte, wurde mir erst mit der Lektüre dieser Pulitzer geehrten Biografie klar: „Playing Doc’s Games.“ hieß der Artikel damals. Er dreht sich um Dr. Mark Renneker, einen Surfmaniac und Arzt in San Francisco. Und der kommt auch im letzten Teil dieses grandiosen Buchs über einen „Weg“ (nicht einen „Sport“) vor: Wellenreiten, Surfen, Big Waves.

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