3×2. Weltkrieg – drei Romane ein Thema

3×2. Weltkrieg – drei Romane ein Thema

Krieg – Drei Bücher erzählen vom Davor, kurz vorm Ende und danach

Endlich! Der letzt Teil von Jason Lutes BERLIN TRILOGIE erschienen. Und Endlich #2 – nach 10 Jahren wieder ein Buch von Michael Ondaatje („Katzentisch“ von 2011 interessierte mich nicht so), sein WARLIGHT wird gerade auch von den deutschen Rezensenten gepriesen. Und schließlich, von dem hab ich nie genug, Ralf Rothmann DER GOTT JENES SOMMERS.

Alle drei Bücher spielen rund um den Zweiten Weltkrieg, mit unterschiedlichsten Perspektiven und Erzählformen. Mal als multiperspektivisches Kaleidoskop aus Geschichten (Lutes), als Sommerzählung aus der Sicht eines jungen Mädchen vom Land am Rand des Krieges (Rothmann) oder als Agentenroman und gleichzeitig Coming of Age Geschichte (Ondaatje).
Der Krieg aber ist in allen Geschichten schimmernder Hintergrund für Geschehnisse, Charaktere und eine Stimmung, voller Möglichkeiten, sozialer Umbrüche, irrwitzigen Karrieren, aber auch Ängsten, Hassbotschaften und politischer Unübersichtlichkeit und Einzelschicksalen, die sowohl historisch treffend wie zeitlos scheinen.

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Osamu Dazai: Alte Freunde

Osamu Dazai: Alte Freunde

cass Verlag 2017, 52 Seiten

Meistgelesener Autor in Japan. Und eine fast typische Künstlerbiografie, Entfremdung mit der Moderne, ein Intellektueller in Japan, einem schuldbeladene, zerrissenen, zerstörten Land, das sich auf seine Traditionen nicht mehr verlassen kann – aber eigentlich nur noch sie hat.

Dazai unternahm diverse Selbstmordversuche (Doppelselbstmordversuche mit Frauen sogar) und einen endgültigen Selbstmord. Das erfüllt dann für uns Westler gleich mehrere Klischees – Stichwort Harakiri. Und für uns Deutsche gibt es noch eine Prise teutonisch romantischer Anwandlung a al Werther oder real Heinrich von Kleist dazu. Da ist es unser Wunschbilder vom mal zarten Schriftsteller und mal saufenden, hurenden Künstler, der durch seine Biografie allein schon irgendwie Kunst ist und am Ende an der Welt verzweifelnd selbst aus ihr scheidet.

Der Klassiker von Dazai ist das Buch „Gezeichnet“ eine „fiktional biografisches“ Buch, das Dazais Künstlerwerdung zwischen Ablehnung, Größenwahn, Suff und Sex, Absturz und gesellschaftlicher Ächung und Achtung erzählt.

In dieser schmalen Erzählung bekommt ein in Tokio ausgebombter Mann, zurückgekehrt in seine Heimatstadt, eines Abends Besuch von einem ehemaligen Schulkameraden, an den der sich aber gar nicht erinnern kann. Er führ sich von der ersten Minute an (auch für europäische Verhältnisse) anmaßend, frech, laut, belästigend, polternd und peinlich auf. Doch der Ich-Erzähler lässt ihn machen und sagen, was er will und sinniert derweil über die Kraft der Duldung und wie daraus in Japan Helden werden.

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