Mona ist eine junge Frau aus Berlin, die Ende der 60er Jahre in New York als Model arbeitet – besser arbeiten will. Denn genau wie Carrie Bradshaw aus „Sex in the City“ scheint sie nie wirklich zu arbeiten, sondern geht auf Partys, lernt Männer kennen, trifft schräge Typen und Typinnen und ist dabei auf der Suche nach sich und er wahren Liebe.
Als Unterstützung bei der Suche und dem stressigen NY Leben holt sie sich Spritzen bei „Dr. Max“ – einem der berühmten Feelgood Doktoren, die ihren „Patienten“ Speed spritzen und das ganze Vitamine nannten. Am Ende wird Mona heiraten und der Dr. wird vor Gericht gestellt. Ende.
Außer Monas Sinn- & Partysuche nebst kurzer Reise in die Frontstadt Berlin, wo gerade Dutschke angeschossen wurde, gibt es auf zwei, drei Kapitel verteilt die Recherche eines Forensikers, der den Tod eines Speed-Junkie aufklären will und dabei den Feelgood Doktor Max ins Visier nimmt, den auch Mona besucht. Und am Ende wird auch auch seltsam unvermittelt noch die Recherche eines Journalisten in die Geschichte gepresst, der die Speed-Doktoren-Ära aufarbeitet – während die Hauptfigur einfach aus der Geschichte fliegt, bzw. in ihr versinkt.
Never judge a book by it’s cover – sagt man. Ich habe es eher genau deswegen gekauft. Die Fotografie erinnerte mich an meine Mutter, die etwa so alt wie die Hauptfigur war Ende der 60er – und der Person auf dem Foto ähnelt. Und das Foto erinnerte mich auch an meine alte, inzwischen verrostete Liebe für New York, erinnert mich auch an die 60er, als vieles, was ich cool fand und noch heute cool finde, seine Wurzeln hat. Und der Anfang des Romans war ja auch vielverprechend.
Das Buch ist aber eben nicht so ein gutes Zeitportrait wie eine Reportage im Rolling Stone Magazin oder Playboy aus der Zeit. Und es ist auch nicht so ein gelungerner Einblick wie die Lang-Reportage von Tom Wolfe „Electric-Cool-Aid Acid Test“. Der erzählt mit allen gesellschaftlichen Aspekten vom vom LSD der Hippyszene, von Aufbruch und Ausbruch, dem legendären Turn in, Drop out aus Konventionen und der Kapitalismuslogik (in die einige Ex-Hippies als Gründer im Silikon Valley dann irgendwann extrem wieder einstiegen). THE GERMAN GIRL erzählt dagegen bloß über ein Normalo-Girl und Speed.
Speed ist aber die Droge zum Weiter-Machen und Mitmachen, zum Karrieremachen, zum Dran- und Dabeibleiben. Die Droge für die Angepassten und Karrieristen. Seltsamerweise spielt beim Lesen und den Verlauf der Geschichte und das Verhalten der Figuren überhaupt keine Rolle, dass Mona Deutsche ist. Sie scheint viel zu sehr Millenial-Weltbürgerin, wie es sie damals wohl gar nicht gab.Kulturelle Verwirrungen? Fehlanzeige. Beobachtungen, die die eigene Herkunft spürbar machen? Nirgends. Mona bleibt über 350 Seiten eine blasse und uninspirierte Mitläuferin mit hübschen Beinen.Die ersten 100 Seiten lesen sich sehr unterhaltsam, locker, ohne dieses in historischen Büchern oft nervige Namedropping oder Zeitgeistbeschwörung durch endlose Beschreibungen von Kleidung und Haaren und Autos und Möbeln. Ein buntes Figurensetup, interessante Verknüpfungen von fiktiven Figuren und historischen und der unklare Tod eines Patienten als Crime-Story fließen ineinander. Mona schaut halt mal rein in die Kunstwelt New Yorks und lebt ein bisschen Bohèmeleben, aber ist dann doch lieber ordentlich, organisiert und hält sich am Ende auch an einen Mann, der Geld verdient und was Richtiges macht – nicht Kunst oder Musik. Sie ist eine Angepasste mit Ausreißerfantasien – woran irgendwann auch der Thrill der Geschichte krankt.
Denn was aus dem Ex-Speed-Junky und Bohèmien Adam wird, aus Gloria, der Upper Class Exzentrikerin, aus Dr. Max oder Monas Part-Time Lover, Richkid und DJ, (und späterem Ehemann) Sidney oder auch dem Vogel Winnetou – das interessiert ab Seite 150 nicht mehr richtig. Und unsere Mona bleibt von Seite 1 bis zum Ende das hübsche Mauerblümchen, das vermutlich in den 80ern allen von ihrer „wilden Zeit“ in den 60ern erzählt. Ab Mitte des Buchs kommen dann doch die Zeitgeisterklärungen und das Namedropping, wer da was wo und wann gemacht hat – von den Kennedys (sogar ein Leibwächter von ihm muss auftreten) bis Rock und Filmgrößen. Die Ermittlungen des Forensikers und vor allem die eines Journalisten im letzten Viertel des Buchs wirken hineingezwungen, finden keine Verbindung zur Geschichte. Und weil Mona nichts zu erzählen hat, geht auch dem Buch die Luft aus. Dass Leute früher Speed genommen haben, um zu performen, wie sie heute Speed und Koks nehmen, um zu peformen ist ja allein weniger Romanstoff, als Anekdote.