Haruki Murakami: Kafka am Strand

Nach einigen begeisterten Lektüren vor sicher zehn oder 15 Jahren (die Kurzgeschichten, Hard Boiled Wonderland, Naokos Lächeln) und einigen gescheiterten Leseveruschen (Mr. Aufziehvogel, Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki), weil die Geschichten mich nicht über Seite 100 ziehen konnten, war diese surreale Alltagsgeschichte, dieser dicke Romans mit zwei Hauptfiguren, sprechenden Katzen und sowohl einer zweiten Dimension wie Bedeutung, ganz leicht zu lesen.

Zwei Welten und Erzählungen näher sich immer weiter an und berühren sich schließlich ganz leicht: Ein Strang ist der 15-jährige Kafka, der andere der leicht minderbemittelte Nakata (der von einer Reise auf die andere Seite so lädiert zurückkehrte). Alles spielt sich in einer seltsamen Bibliothek und eine noch seltsameren Berghütte, rund um einen geheimnisvollen Stein und regnende Fische und diverse Hotels und Unterschlüpfe ab.

Und im Grunde sind die beiden männlichen Hauptfiguren Drifter ohne Familie, jedenfalls mit nicht zu klärenden Fragen über ihre Herkunft. Sie haben getötet, oder doch nicht? Sie haben das zweite Gesicht, oder doch nicht? Sie können Dinge mit Gedanken steuern, oder doch nicht? Sie können mit Geistern sprechen oder mit Katzen.

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Eindeutigkeiten oder Eklärungen, die des Lesers Ungewissheiten beseitigen gibt es hier nicht. Muss es nicht geben, denn wir folgen diesen Suchenden und Wissenden gern. Ob in die gesichtslose Mittelstadt wo Kafka unterkommt und immer zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute trifft oder quer durch halb Japan, wo Nakata Don Quichotte-haft seinem Gespür folgt, eine wichtige Aufgabe zu haben und mit seinem Knappen Sancho Panza (Hoshino), einem LKW Fahrer mit Lust an Abenteuer und Genuss, in Richtung von der geheimnisvollen Saeki, die wie ein leuchtendes und dann wieder dunkles Zentrum ist, um das die Geschichten der beiden Männer kreisen. Am Ende wird gestorben und gekämpft, fast gestorben und fast gerettet. Aber vor allem hat am Ende dieses Buchs, alles seine Form gefunden. Wie ein Traum, der seinen Sinn nicht durch Erklärung entfaltet, sondern das Gefühl, etwas Wichtiges mitgeteilt bekommen zu haben.

Unterhaltsam, fast spannend manchmal, zeitlos und schräg – jetzt trau ich mich auch an diese dicken Q-irgendwas Romane und den Commandante.